Heute Trinkwasser, früher Bier

Dort, wo die Weende entspringt, wird Trinkwasser für die Göttinger gewonnen. Normalerweise ist das Gelände nicht öffentlich zugänglich. Am Sonntag öffneten die Stadtwerke Göttingen die Anlage am Weendespring für Besucher - hunderte Gäste nutzen das Angebot.

Dort, wo die Weende entspringt, wird Trinkwasser für die Göttinger gewonnen. Normalerweise ist das Gelände nicht öffentlich zugänglich. Am Sonntag öffneten die Stadtwerke Göttingen die Anlage am Weendespring für Besucher - hunderte Gäste nutzten das Angebot.Dort, wo heute Trinkwasser aus der Erde sprudelt, stand noch 1906 eine Brauerei. “Die Quelle lieferte schon damals das Wasser für das Bier”, so Sven Dörnte von den Stadtwerken. Dörnte, Antke Hahn, Fredi Kunkel und Kollegen führten den ganzen Tag über Gruppen über das Gelände und zum Hochbehälter oberhalb des Weendesprings. Rund 150.000 Liter Wasser pro Stunde, so erfuhren die Besucher, sprudeln dort pro Stunde aus den Quellen. Ein Brunnen, so Dörnte, liefere auch Wasser nach Bovenden. “Insgesamt sind 22 solcher Brunnen im Stadtgebiet Göttingen verteilt”, erklärte der Fachmann.Außer der Wassergewinnungsanlage in Weende gibt es die am Gronespring und die an der Stegemühle. In den Wasserschutzzonen, so erklärte Dörnte weiter, dürfen Landwirte nur unter Auflagen arbeiten, eine langjährige Kooperation mit rund 200 Bauern sorge für einwandfreie Bedingungen. “Muss das Wasser, das hier aus der Quelle kommt, noch behandelt werden?” wollte ein Besucher wissen. Dörnte erklärte, dass in der Nähe des Weendesprings früher eine Deponie lag. Deshalb werde das Wasser gechlort, aber so geringfügig, dass der Wirkstoff verflüchtigt sei, wenn das Wasser beim Verbraucher ankomme. “Es gibt dann keinen Nachweis für Desinfektionsmittel mehr”, sagte er. Jede Woche werden Proben gezogen, um die Qualität des Trinkwassers zu analysieren.“Das meiste Wasser wird in Grone gefördert”, so der Mitarbeiter der Stadtwerke. Ein anderer Besucher wollte wissen, wie es um die Nitratbelastung des Trinkwassers bestellt sei. Das, so Dörnte, sei in Göttingen kaum ein Problem. Der Grenzwerte liege bei 50 Milligramm, 20 hat das Göttinger Wasser. Zu 80 Prozent bestehe das Göttinger Trinkwasser aus weichem Wasser aus dem Harz, aus der Sösetalsperre. Wie Leitungen aussehen, durch die viele Jahre lang kalkhaltiges, also hartes Wasser geflossen ist, zeigte Hahn an einem Infostand. Dort informierte sie über das 493 Kilometer lange Leitungsnetz der Göttinger Stadtwerke.Der Tag der offenen Tür an der Wassergewinnungsanlage Weendespring fand bereits zum zweiten Mal statt. Erstmals waren Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) mit ihrer Fachgruppe Trinkwasser-Versorgung dabei. Felix Klinke vom THW-Team informierte die Besucher darüber, wie Wasser beispielsweise in einem Katastrophenfall analysiert, gefiltert, aufbewahrt, aufbereitet oder abgepumpt werden kann. Für die kleinen Gäste standen Aktionen wie Schminken und Basteln auf dem Programm.Daran, dass auf dem Gelände in früheren Zeiten noch die Gebäude der alten Brauerei standen, erinnerte sich Besucher Hans-Jürgen Franz. Der Weender zog in den 50er-Jahren in den Ortsteil. Aber schon damals floss dort kein Weender Bier mehr, sondern nur noch Wasser.