Göttingen, 11.09.2017 • Die Stadtwerke Göttingen AG ist einer der städtischen Fernwärmenetz-betreiber. Über das Heizkraftwerk (HKW) Godehardstraße beliefert das Versorgungsunternehmen nahezu 200 Gebäude in der Göttinger Innenstadt ganzjährig mit Wärme. Der Anlagenpark im HKW besteht aus sechs Gasmotoren, die auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung, also der gleichzeitigen Gewinnung von Wärme und Strom (sogenannte BHKWs), betrieben werden. Vier der Anlagen werden mit Rohbiogas über eine eigene 8 km lange Rohrleitung aus der Biogasan-lage Rosdorf versorgt. Zwei der Motoren leisten bereits seit 1998 zuverlässig ihre Dienste und müssen nun bis 2020 ersetzt werden. Ein wirtschaftliches, zukunftsfähiges und vor allem nach-haltiges Konzept für deren Ersatz musste her.
Es entstand ein Kontakt zwischen den Göttinger Stadtwerken und der Boson Energy SA in Luxemburg. Das 2009 gegründete Start Up entwickelt Anlagen auf dem Gebiet der biogenen Wärme- und Energiegewinnung. Das Kooperationsabkommen mit Boson beinhaltet die Errichtung eines innovativen Biowärmezentrums in Göttingen für die Nahwärmeversorgung. Das neue Heizkraftwerk besteht aus einem Holzhackschnitzelkessel. Ergänzend wird für eine Testphase von zwei Jahren eine Holzvergaseranlage installiert, für die die reichhaltigen Vorkommen an Holz und Altholz in Südniedersachsen genutzt werden können. Bei der Holzvergasung, der sogenannten Pyrolyse, wird die eingesetzte Biomasse unter Ausschluss von Sauerstoff zersetzt und in ein brennbares Gasgemisch überführt, das in einem Gasmotor (BHKW-Modul) verbrannt wird und damit Wärme und Strom erzeugt. Pyrolyse-Anlagen werden normalerweise bei Temperaturen ab 200°C betrieben. Das Verfahren an sich ist nicht neu. Boson hat aber das Patent auf die Pyrolyse im Hochtemperaturbereich ab 1000°C, bei dem schädliche Prozessrückstände wie Ruß und Teer vermieden werden. Eine erste kleinere Testanlage wurde in Schweden verbaut. In Göttingen entsteht nun erstmals eine größere Anlage.